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Hella und die Männer

So könnte man das persönliche Empfinden über die Persönlichkeit von Hella Moormann, der Protagonistin in Ingrid Nolls Roman Die Apothekerin zusammenfassen wollen. So habe zumindest ich Hella M. erlebt. Ich muss sagen, ich habe nicht unbedingt etwas wie Hass, wohl aber ein Gefühl der Resignation erlebt, als ich in der Person Hella einen Typus Frau wiedererkannt hatte, der mir selbst im Leben schon einige Male begegnete. Ein Typ Frau, genauso wie es Typen von Männern gibt, bei dem ich heute denke, dass man (ich) ihr nicht helfen kann. Zum Teil war ich früher unglücklich in so einen Typ Frau verliebt. Früher geht wohl zurück auf meine Schulzeit und erstreckt sich nicht weiter darüber hinaus. Irgendwann hatte man die Erfahrung gemacht, sich als der Typ Mann, der ich bin, von solchen Typen von Frauen fern zu halten. 🙂 Ich finde es durchaus interessant, dass ich an dieser Stelle an Erfahrungen aus meinem eigenen anknüpfen kann.

Hella liegt neben Rosemarie in einem Krankenhauszimmer in einem Krankenhausbett, steht zwischendrin sicher auch mal daraus auf. Wichtig ist jedoch das, was Hella Rosemarie erzählt, nämlich einen gewichtigen Teil ihres Lebens. Aus der Erzählung ließen sich ausgiebig Schlüsse ziehen, wie Hella, und damit ja in Nuancen auch die Autorin selbst – ich bin so frei, diese Behauptung aufzustellen, die man jedoch noch nachweisen müsste -, insgesamt zu ihrer Familie, aber auch zu Männern im Allgemeinen und im Speziellen steht. Der Roman lebt auch ein wenig von der Neugier, die man beim Lesen entwickelt, auf eventuelle Wandlungen Hellas im Verhältnis zu ihren Mitmenschen. Auch wenn dies im Dunstkreis von Ingrid Noll immer wieder über die Autorin zu lesen ist, so stellt die Apothekerin doch keinen klassischen Krimi dar, zumindest würde ich mich gegen dieser Urteil wehren. Bei der Beantwortung der Frage, ob es sich hier um eine Art modernen Krimi handelt, würde ich ebenso meine Schwierigkeiten haben.

Was lässt sich noch erwähnen? Nun, eine kurzweilige Lektüre ist das Buch auf alle Fälle wert und vielleicht kann man irgendwann das Werk von Noll auf weitere Spuren bezüglich der Verhältnisse von Männlein und Weiblein und von Protagonisten zu ihren nächsten Familienangehörigen untersuchen, und würde so am Ende die Möglichkeit haben, sagen zu können, ob darin auch eine leichte, autobiographische Note versteckt liegt. Der Ausgang des Buches, so wird es dargestellt, ist zumindest für die Protagonistin etwas überraschend, ob jedoch der eine oder andere Leser sich nicht schon hat denken können, was am Ende passiert, darüber würde ich keine Wetten annehmen wollen. 🙂 Insgesamt eine ganz sympathische, da nicht unbedingt schwere Lektüre. Empfehlenswert sind mit Sicherheit auch eine Menge anderer Titel, und sicherlich ist es bisweilen eine Frage des Geschmacks, ob man solche Geschichten mag oder nicht. Deshalb auch an dieser Stelle kein eindeutiges Votum von meiner Person.

Noll, Ingrid 1996 (1994): Die Apothekerin. - Zürich: Diogenes

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