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So ein Schmarrn

Keine Mehlspeise möchte ich euch präsentieren, sondern an dieser Stelle einen Gedanken schildern, den ich in einem Schreiben an Verlag und Autor in ähnlicher Form kund getan habe. Kant kennt jeder?! Nun, wahrscheinlich nicht, so möchte ich behaupten. Stefan Raab und andere Entertainer unseres ach so schönen Landes haben es ja bereits vorgemacht, wie wenig gebildet manche Zeitgnossen sind. Da kennt der eine den Bundeskanzler nicht, und die nächste verwechselt die Landkarte Deutschlands mit der von Frankreich. So kann’s gehen. Nicht selten tragen beide Seiten Schuld an dieser Misere, Lernende und Lehrende.

Doch genau in einer Einführung für Anfänger habe ich mich über Kant belesen wollen, und bin bereits auf den ersten Seiten mächtig vor den Kopf gestoßen worden. Lassen wir zuerst die Textstelle im Zitat erscheinen, ehe man sich der Kritik, die ich daran finde, zuwenden kann.

“Aber schon vor der 2. Auflage von 1787 begann die Wende: Kant wurde zur Kenntnis genommen. Es gibt keine einleuchtende Erklärung für seinen Erfolg, ebenso wie es keine logische Erklärung dafür gibt, warum heute gerade ein bestimmter Schauspieler wie ein Stern am Filmhimmel aufgeht. Kant wurde in der Tat ein Star. Zu seinen Füßen saß der berühmte Johann Gottfried Herder in seinen Vorlesungen. Auch der junge Friedrich Schiller wurde auf ihn aufmerksam. Es gelang ihm, auch Goethe für den Philosophen aus Königsberg zu interessieren. Beide, Schiller und Goethe, wollten Kant persönlich kennenlernen. Angeblich scheiterte dies an Kants Begegnungsangst, was nach Aussagen eines Biographen den großen Goethe sehr verärgerte” (S. 18f.).

Was haben wir nicht schon alles für kritische Töne über Goethe vernommen und uns selbst sogar dazu herabgelassen, kritische Worte über den Gottvater der deutschen Literatur zu äußern. Doch hier geht es um Kant. Ralf Ludwig, der die Einführungsliteratur zu Kant verfasste, geht nicht ein Mal auf JMR Lenz ein. Vielleicht, weil er es nicht als wichtig erachtet. Aber gerade mit der Erwähnung Lenzens könnte er sich selbst widersprechen lernen. Es verhält sich nämlich so, dass zur selben Zeit auch JMR Lenz als Student in Königsberg sich aufhält und Vorlesungen von Kant besucht. Eigentlich sind dies die einzig interessanten für Lenz, der sein vom Vater erzwungenes Theologiestudium nicht so Recht vorantreiben wollte. Sigrid Damm führt in ihrer Biographie von JMR Lenz einige Stellen an, die den Umgang Lenzens mit Kant bezeugen. Eine Gruppe junger Studierender hatte dem Professor ein huldigendes Gedicht verfasst, verfassen lassen von JMR Lenz – natürlich. Ich möchte also behaupten, dass der ärger Goethes hier als ein zu großer geschildert wurde? Wie so oft, vielleicht nur heiße Luft. Auch kann man darin Fürsprache für Kant erkennen. Immerhin löst dieser Hinweis ein wenig ein Fragezeichen aus, das sich im Geiste manifestiert, wenn man Kant als angstvoll vor der Begegnung bezeichnet. Denn das ist offenbar nicht unumstößlich.

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