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Marx’ Utopie einer kommunistischen Gesellschaft

Die folgenden Zeilen fassen ein weiteres, insgesamt recht kurzes, Kapitel in Iring Fetschers Buch Marx zusammen. Fetscher selbst nennt manche der Gedanken Marx’ utopisch, deshalb erscheint der gewählte Titel zumindest in einer Hinsicht gerechtfertigt. Man selbst kann, wenn man die bislang hier erschienenen Zusammenfassungen vor dem eigenen geistigten Auge resümiert, nicht ohne Vorbehalte zu der gleichen Annahme kommen, respektive kann manche Idealist in den Ideen Marx’ nicht nur Utopien erkennen (wollen).

Im Wesentlichen werden in Kapitel 7 Der bürgerliche Klassenstaat und die kommunistische Gesellschaft von Fetscher Ideen und Gedanken Marx’ zusammen getragen, die beide Objekte näher beschreiben. Wir erinnern uns, Marx ist der Meinung, dass Arbeit den Menschen in einen Entfremdungsprozess stürzt. Als Mittel zur Überwindung sieht Marx die menschliche Emanzipation an. 2 Dinge sind notwendig, um das Ziel zu erreichen, beide sind bislang aber immer nur unzureichend ausgeführt worden. “Um ihr Interesse gegen die bislang herrschende Klasse […] durchzusetzen, muß die Bourgeoisie ‘die politische Macht erobern’. Um sich gegenüber den übrigen Klassen durchsetzen zu können, muß die aufsteigende revolutionäre Klasse ihr Klasseninteresse als ‘Allgemeininteresse’ präsentieren” (S. 69). Die politische Macht erobert haben bislang viele Revolutionäre, und ihr Klasseninteresse als Allgemeininteresse gepriesen haben sie auch. Sie taten dies jedoch unter falschen Voraussetzungen. Da die Bourgeoisie nur eine Klasse von vielen ist, wird sie ihr Klasseninteresse nur als Allgemeininteresse vorspielen können. Nach der Revolution werden die Verhältnisse, wie sie einmal waren, unter anderen Vorzeichen weiter geführt. Wieder ist es das Proletariat, doch dieses Mal sehr viel spezifischer, als noch in den voran gegangenen Kapiteln, welches diese Aufgabe einzig erfüllen kann. Marx setzt ein globales und global denkendes Proletariat voraus, denn “[d]er Kommunismus ist empirisch nur als die Tat der herrschenden Völker auf ‘einmal’ oder gleichzeitig möglich, was die universelle Entwicklung der Produktivkraft und den mit ihm zusammenhängenden Weltverkehr voraussetzt” (MEGA 5, S. 24, zit. nach Fetscher, S. 70).

MEGA steht als Akronym für Marx-Engels-Gesamtausgabe (Band 5). Der Kommunismus kann nach Marx nur als globales Prinzip funktionieren und nicht als nationalstaatliches (vgl. Fetscher, ebd.). Marx möchte zudem die Entwicklung der Produktivkraft universalisieren. Dies hört sich komplex an, bedeutet jedoch, wenn man nicht versucht, es en Detail nachzuvollziehen, dass Arbeit als menschliche Tätigkeit angesehen werden soll und nicht als abhängige Tätigkeit, einer Gruppe von Menschen von anderen Menschen (vgl. S. 73). Ein Leitspruch, Arbeit ist für alle da, bezieht sich in diesem Fall eher auf die Ergebnisse, es wird nämlich nicht jeder dazu genötigt, einer Arbeit nachzugehen, gleichwohl werden jedoch die Ergebnisse der Arbeit allen Teilnehmern zugänglich gemacht. Wenn es nach Marx geht, sind die Individuen auch davon überzeugt, für die Gemeinschaft zu produzieren und würden das Gefühl, ein Sozialschmarotzer zu sein, nicht kennen, bzw. nicht anerkennen. Marx versucht nicht, die ganze Welt einer Gehirnwäsche zu unterziehen, vielmehr würde er akribisch jeden einzelnen für seine Konzepte interessieren wollen, damit am Ende seine Vorstellung von einer besseren Welt eine Existenzgrundlage bekäme. Damit jedoch Arbeit von einer abhängigen zu einer rein menschlichen Tätigkeit werden kann, müssen die Akteure sich verändern, zu “universal gebildete[n] Individuen” (S. 72) werden.

Ein revolutionärer Prozess ist sowohl Grundlage der Veränderung der Individuen, wie auch die einzige Möglichkeit, die herrschende Klasse zu stürzen (vgl. S. 74). Dies sind die wesentlichsten Gedanken in diesem 7ten Kapitel von Fetscher.

Fetscher, Iring, 1999: Marx. Originalausgabe, Freiburg u. a.: Herder

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