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Ein bisschen zu spät, oder?

Heute muss ich in einem Artikel der Netzeitung lesen, dass der vergangene Präsidentschaftskandidat der Demokraten in den USA, John Kerry, auf einer Veranstaltung in Boston die Propaganda-Methoden der Republikaner im Wahlkampf rügt und ihnen damit indirekt Wahlbetrug vorwirft. Ein bisschen zu spät, oder? Die von Kerry vorgetragenen Einwände waren bereits in der Berichterstattung während des Wahlkampfes ein Thema gewesen, so z. B. dass Leute eingeschüchtert oder in die Irre geführt worden seien. Wenn ich diesen knappen Artikel lese, fallen mir persönlich außer der bereits gestellten Frage noch zwei weitere Aspekte ein, die ich an dieser Stelle gerne zu bedenken gebe. Vielleicht liegt der ein oder andere ja diesbezüglich mit mir auf einer Wellenlänge, oder möchte gerade dagegen argumentieren; über Kommentare bin ich dankbar.

Zum einen sind die Vorwürfe, die John Kerry vorträgt, für einen halbwegs interessierten Westeuropäer wie mich, eher satirisch und humorig, als in irgendeiner anderen Weise beeinflussend. Wenn es – wem auch immer – gelungen ist, mit derartigen Mitteln Leute von einer Wahl abzuhalten oder sie in die Irre zu führen, dann muss ich mich ernsthaft fragen, ob bei den Amerikanern nicht ein gesellschaftliches Verständnis Fuß faßen sollte, dass à la Dahrendorf u. a. m. den Einzelnen zu aktiven und mündigen Staatsbürgern erzieht. Das ist der Punkt, über den sich sowohl Demokraten als auch Republikaner viel eher die Stirn in Sorgenfalten legen müssten, dass ein Teil der US-amerikanischen Bevölkerung trotz der Zivilisiertheit der Gesellschaft derart rückständig im Geist sind. Wer lässt sich denn ernsthaft erzählen, er könnte, bloß, weil er irgendwann einmal einen Straffzettel erhalten habe, fortan nicht mehr wählen gehen?! Ein anderer Aspekt, der in dem Artikel selbst nicht angesprochen wird, für mich aber offensichtlich ist, ist die Tatsache, dass John Kerry sich im politischen Geschäft zurück melden musste und um die Gunst der Demokraten im Lande kämpfen muss. Ihm wird vielleicht sogar die Gattin des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, Hillary Clinton, als direkte Konkurrentin entgegen treten, wenn es darum geht, die Frage zu klären, welchen Kandidaten oder welche Kandidatin die Demokraten bei den nächsten Präsidentschaftswahlen in den Kampf gegen die Republikaner schicken werden.

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