Und es ist Sommer. Schon wieder, und am liebsten immer wieder. Man checkt ein, auch wir geleiten unser Gepäck zur Aufgabe. Du verabschiedest Dich von deinen Eltern, auch ich werde von deiner Mutter umarmt, schüttle deinem Vater die Hand. Es kommt nicht so wie geplant, anders als gedacht. Sind wir doch jetzt schon nicht mehr dieselben Zwei, wie noch im letzten Jahr. An der Oberfläche ähnelt das Prozedere dem letztjährigen.
Ich möchte mich erinnern an diesen Augenblick, und doch war er anders. Ganz anders. Wo sind all die Indianer hin – ich wollte nie einer sein, zwar offen und ehrlich, niemand, der sich betrog. Ganz gleich, was wir auch tun, wir haben uns Sekunden nur zu lange angesehen und wussten Bescheid. Ich bin noch immer da. Wo bist Du? – In diesem Jahr war ich, seit ich denken kann, zum ersten Mal nicht mehr dort. Im letzten Jahr hatten wir diesen Leihwagen. Die Unterlagen wiegen noch heute so schwer – niemand konnte es wissen. Sie starren mich aus der Schreibtischschublade heraus an. Ich möchte sie zerreißen, ich werde sie zerreißen, und doch hängt meine Erinnerung daran.
Im letzten Sommer ist ein Schatten ganz groß geworden. Der Geist spielt einem manchmal übel mit. Damit fanden wir uns ab, fandest Du dich ab, hab ich gedacht. Ich möchte mich entschuldigen. – Es geht nicht. Kein Weg zurück. Noch im letzten Jahr war es wunderbar. Fotos voller Glanz und Strahlen in unseren Augen, die von Vertrauen zeugen. Heute sind wir keine Indianer mehr, können es nicht mehr sein. In diesem Sommer bist Du für mich gestorben. Wir haben es uns verdorben. Erst lange danach bist Du mir neu geboren – zu spät. Die Beulen im Auto, sie waren schon zuvor, und ich, ich war ein Tor. Einer mit dem Hammer. In letzter Weise konsequent – so waren wir beide, taumelten angeschlagen diesen Weg. Du fielst mir in den Rücken und ich konnte dich nicht halten. Es tut mir Leid. Jetzt wissen wir Bescheid, sehen klarer. Du hast dich gehalten, so gut es ging, doch blieb ich dabei allein.
Wohin ich auch blicke, ich sehe dich nicht mehr. Selbst auf 10 mal 15 Zentimetern gefesselt, bist das nicht Du. Ich hab dich geliebt, weil ich es durfte. Nicht nur ein Mal. Kam nach einem Tief – wir durchschritten, hatte ich gehofft, das Tal gemeinsam und erlebten den erneuten Gipfelsturm. Doch ich war einsam, blieb es in meinen Gefühlen zu dir. Du hast mich nicht verstanden, und ich habe es nicht geschafft, mich verständlich zu machen. Du hast mir nicht geglaubt und ich dich nicht belogen. Du hast mir nicht vertraut und ich dich nie betrogen. Dinge kommen manchmal anders als man denkt.
Danke! – Weil es so schön war.
One reply on “Von Leihwagen und Beulen”
Macht nachdenklich …