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Da Vinci und kein Ende

Dan Brown hat für Furore gesorgt, so viel ist sicher. Da ich nicht immer sofort zum Lesen aller Zeitschriften komme, liegen sie bisweilen eine Zeit bei mir rum, ehe ich mir die Informationen, die darin verborgen sind, zu Gemüte führe. Heute habe ich mir eine Ausgabe der P. M. aus Juli 2004 vorgenommen. In ihr gibt es einen Artikel, der absolut nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Erst vor einigen Tagen lief auf ProSieben eine Sondersendung zu den Geheimnissen und Verwicklungen, die Dan Brown in seinen Thrillern, allen voran dem Buch The Davinci Code (deutscher Titel: Das Sakrileg), einarbeitete. Was genau hat es damit auf sich? Bereits 1982 veröffentlichten drei britische Autoren ein Buch mit dem Titel Der Heilige Gral und seine Erben, in dem Michael Baigent, Richard Leigh und Henry Lincoln eine These aufstellen, nach der Jesus von Nazareth mit Maria (Magdalena) verheiratet gewesen sein soll.

“Die Ehe zwischen Jesus und Maria Magdalena ist nachzuweisen, denn die Heiratsurkunde ist erhalten geblieben. Bewahrt wurde sie über all die Jahrhunderte von dem geheimen Orden ‘Prieuré de Sion'” (P.M. 07/2004, S. 26).

Offensichtlich gehörte auch Leonardo da Vinci diesem Orden an, und wusste von diesem Geheimnis. Dan Brown machte sich einen Teil der Erkenntnisse, die in dem Buch der Briten zu finden sind, zu nutze “und verwob sie mit einer spannenden Mordgeschichte” (ebd., S. 27) in dem oben genannten Werk. Eines des Mysterien, das Anlass zur Diskussion bietet ist die Hochzeit zu Kana. Eine entsprechende Bibelstelle hält sich jedoch in der Beschreibung sehr zurück, einen Hinweis auf eine Vermählung Jesus’ ist an dieser Stelle (Johannes 2, 2) nicht zu finden.

Dennoch galt das ungeschriebene Gesetz des Talmud, dem sich Jesus als guter Rabbi hätte unterwerfen müssen, demnach er hätte verheiratet sein müssen (vgl. P.M. 07/2004, S.26f.). Es finden sich im Neuen Testament keine Hinweise auf eine etwaige Ehe Jesus’, doch genauso wenig lassen sich in diesem speziellen Fall Einwände seiner Gegner oder Kritiker finden, die ansonsten so zahlreich sind, die die Ehelosigkeit Jesu kritisieren oder aufdecken (vgl. ebd., S. 27). Weiterhin ließe sich eine Menge über die Figur der Maria Magdalena berichten. An dieser Stelle nur so viel: Es könnte sein, dass diese Person von der Kirche absichtlich schlecht gemacht wurde, da man Angst um die Glaubwürdigkeit und das Ansehen Jesu hatte (vgl. ebd., S. 29). Um die Deutung des Bildes von Leonardo da Vinci Das letzte Abendmahl gibt es eine Reihe von Widersprüchen, die sich nicht eindeutig auflösen lassen. Es sprechen so wohl Dinge für den Deutungsversuch Dan Browns, als auch dagegen. Ebenso gibt es andere Deutungsversuche, denen gleichsam pro und contra entgegengebracht werden. Doch an dieser Stelle soll mit meiner Auseinandersetzung genug sein. Ich möchte nicht zu weit vorgreifen, und evtl. Leser davon abhalten, sich das Buch von Brown zu besorgen und es selbst zu lesen. Der Genießer schweigt. Wer unbedingt etwas über die weiteren Verwicklungen in Erfahrung bringen möchte, sollte zu den vielen Publikationen in unserer Zeit greifen, die sich um das Thema ranken, wie Efeu sich an backsteinernen Hauswänden rankt.

Nachtrag: Anfangs erwähnte ich eine Heiratsurkunde und einen Orden. Erst gegen Ende des Artikels in der P. M. (vgl. ebd., S. 32) wird aufgelöst, dass es diesen Orden wahrscheinlich nicht gibt und ein erst 1956 gegründeter Orden, der denselben Namen trägt, durch antisemitische Propaganda von sich reden macht. Damit rückt man jedoch ebenfalls Dan Brown in eine braune Ecke.

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