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Alter Hut

Der Spiegel berichtet: “Seit die Post Transportdienste auslagert, verschwinden immer mehr Sendungen. Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln gegen verdächtiges Personal” (Spiegel-Online v. 23.05.2005). Im Grunde schlägt diese Nachricht nur noch eine weitere Kerbe in das Holz, welches ich just vor ein paar Tagen präsentierte als ich für den Unterrichtsausfall die Damen und Herren Lehrer mitverantwortlich machte. Wenn wir den Satz richtig lesen, wird uns klar, dass nicht erst seit die Post einige Services an Drittanbieter abtritt Sendungen weg kommen. Das Briefgeheimnis ist bis auf den Postboten ein ungeschriebenes Gesetz. Niemand, der seine Briefe nicht ordentlich verklebt, kann sicher sein, dass sie nicht bereits zuvor geöffnet wurden, ehe sie beim Empfänger landen. Es ist für mich nur noch ein Zeichen mehr, dass wir schlussendlich dazu beitragen, unser eigenes Grab zu schaufeln. Ganz so dramatisch, wie ich dies hier polemisiere, ist es freilich nicht, und für mich persönlich tritt der volkswirtschaftliche Schaden, der dadurch entsteht, in eine der hinterletzten Bedeutungsreihen.

Der Spiegel berichtet von Einzelfällen, Einzelschicksale, um die es mir dabei gleichsam geht. Indem solch ein Raub begangen wird, schädigt man in erster Linie einen anderen Menschen. Mir ist durchaus klar, das Not erfinderisch macht, aber jemand, der einen Job hat, steckt meines Erachtens nicht in der Not, aus seinen kriminellen Kräften eine Tugend zu machen.

Es ist Science-Fiction, so wie in der Story von Star Trek, den Serien dieses Science-Fiction-Epos, dass wir, ganz im Sinne von Marx und anderen Querdenkern, arbeiten zum Wohle aller. Viele Menschen leiden Not, andere müssen sich tagtäglich den depressiver werdenden Kopf zerbrechen, und alles nur, weil sie nicht einmal in dem, was sie tagtäglich vollbringen, eine Leistung entdecken können, auf die es sich lohnt, stolz zu sein. Wir müssen uns nicht gegenseitig alle lobhudeln, damit wir dies begreifen können. Es liegt an jedem selbst, ob er seine Arbeit wertschätzt oder in ihr bloß den Weg zur Sicherung seines oder ihres Lebensunterhalts sieht und sehen will. Wenn wir ehrlich sind, ist die Möglichkeit, sich zu beschäftigen und abzulenken weitaus interessanter, als wie eine – in diesem Fall sehr spezielle, die mir vorschwebt – Katze, jeden Tag faul herum zu liegen und nichts zu tun. Wenn wir das nicht erkennen, müssen wahrscheinlich auch andere Leute aus ihrer Langeweile heraus Postsendungen verschwinden lassen und in jedem neuen Fall Schicksal spielen. Schicksal auch deshalb, weil es sich nicht um Einzelfälle handelt. “Tausende Briefe und Pakete verschwinden täglich irgendwo im Nirgendwo. Vergebens warten Kunden darauf, dass der Postmann klingelt” (ebd.). Die Situation, dass die Post ihre Zustellbezirke sukzessive an Subunternehmen abtritt, hat die Situation also verschlimmert.

Interessant ist, dass auf diese Weise z. B., wie jetzt in einem Gerichtsverfahren der Stadt Trier offenkundig wird, bereits Vorbestrafte Personen mit der Aufgabe betraut wurden,… Ja mit welcher Aufgabe betraute man diese Leute eigentlich? Es spricht nichts dagegen, Leuten eine zweite, dritte oder auch noch mehr Chancen zu geben. Jedoch, ist es in meinen Augen grob fahrlässig, den Leuten derart viel eigenständige Verantwortung aufzubürden und das dann nicht einmal zu kontrollieren. Das Trierer Landgericht klagt an: “Ein 24-jähriger Speditionsfahrer, der für ein Subunternehmen der Post tätig war, und sein 52-jähriger Kumpel sollen gleich lastwagenweise Briefe und Pakete geklaut haben. Beide waren mehrfach einschlägig vorbestraft” (ebd.). Dass den Tätern eine gerechte Strafe zukommt, ist selbstredend. Doch mag ich nicht verschweigen wollen, dass ich denke, dass noch andere außer den beiden Tätern in gewisser Weise mitverantwortlich gemacht werden könnten. Also selbst Schuld?! Wer weiß das schon, doch daran denken sollten wir alle, wenn wir von anderen etwas verlangen, dass wir am Ende selbst nicht bereit sind zu tun. Denn, indem wir die Post damit beauftragen, unsere Briefe, Päckchen und Pakete durch die Gegend zu fahren, dann schenken wir ihnen in diesem Fall unser Vertrauen. Das bringt jedoch alles nichts, wenn wir uns am Ende nicht selbst vertrauen.

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