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Diachrone Sprachwissenschaft bei Herder: Fragen nicht basal

Martin Heidegger bietet ein Verständnis von Sein an, das sich von dem des Aristoteles unterscheidet. Johann Gottfried Herder bietet eine Sprachanthropologie an, die der Sprache ein Lebensalter angedeiht. Sprachen werden älter und werden zunehmend komplexer, dafür allerdings immer weniger sensualistisch.

Für Heidegger, wie für etliche andere Philosophen, bedeutet es eine Frage zu stellen, ein Vorverständnis von der Sache besitzen zu müssen, über die man fragt.

“Denn um beliebige Fragen zu stellen und sich an die Beantwortung zu machen, brauchen wir ein Vorverständnis — wie vage dieses auch sein mag — des Fragegegenstandes und der Richtung, in der die Antwort zu suchen ist.”
Inwood 2004: S. 27

Wenn man eine Weile darüber nachdenkt, und sich Herders Abhandlung über den Ursprung der Sprache vergegenwärtigt, kann man einen einfachen Sachverhalt der diachronen Sprachwissenschaft entdecken und zumindest philosophisch begründen, eventuell auch logisch. — Fragen bedürfen eines Vorverständnisses, also können sie nicht die ursprünglichsten Einheiten einer Sprache darstellen. Das kommt der Argumentation Herders sehr zu pass. Für ihn sind vor allem sensualistische Wörter die ersten unserer Sprache, weil er den Menschen als sensorium commune betrachtet. Wir sind nicht nur ein vielsinniges Wesen, sondern auch eines, dessen Sinne nicht losgelöst, einzeln funktionieren.

Literatur:

  • Herder, Johann Gottfried: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Reclam: Stuttgart, 2001.
  • Inwood, Michael: Heidegger. Herder: Freiburg, 2004.

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