Er ist Jahrgang 1975. Er gilt trotz allem immer noch als Nachwuchstalent der deutschen Literatur. Ich las die ersten vierzig Seiten und fühlte mich in Einheitsbrei und verständiger Sprachblässe wieder. Die Neugier trieb mich weiter. Sie trieb mich durch die Sätze und durch die Seiten, bis mir, kurz vor Schluss, so langsam aber sicher ein Licht aufging. Kehlmann benötigte vielleicht die einfachen Worte, um nicht den Eindruck zu erwecken, es ginge hierbei um etwas Geheimnisvolles.
Um so etwas ging es aber doch. Julian, der weniger belichtete Bruder Pauls sucht einen Ausweg. Er plant vor dem Leben zu flüchten, wie er schon als Kind ein Mal von zuhause ausgerissen ist. Dezent versteckt Kehlmann Bilder und Figuren, die sich auf sonderbare Weise wiederholen. Diese Bilder, sie sind Gespenster von Julians Geist. Was das jedoch zu bedeuten hat, mag ich nicht aufschlüsseln. Es ist viel interessanter, die Erfahrung selbst zu machen.
Auch sprachlich fand ich mit zunehmender Seitenzahl einige schöne, bildhafte Formulierungen. Sie reichen nicht an Büchners Sprachspiel heran, aber das würde der Figur des durchschnittlichen Julians nicht entsprechen. So hat Kehlmann in meinen Augen am Ende das richtige Maß gefunden und alles richtig gemacht.