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Kants Utensilien zu einer Kritik der reinen Vernunft

Selbst wenn man versuchte, sich kürzer zu fassen, gelingt einem das im Kontext Kants Theoriegebilde mitunter nur sehr schlecht. Kants Texte, so heißt es, seien kompliziert – sie sind es. Aus diesem Grund liegt mir viel daran, die bislang von mir erworbenen Erkenntnisse in (eigene) Worte zu fassen. Kants Telos ist die Begründung der Wissenschaftlichkeit einer Metaphysik. Dies Ziel verfolgt er bei der sukzessiven Untersuchung der reinen Vernunft. Rein ist die Vernunft nach Kant nur dann, wenn sie a priori stattfindet, ohne die Hinzunahme von Erfahrungswerten.

Grundlegendes gedankliches Konzept kann dabei nur sein:

“Die Vernunft kann nur das an der Natur erkennen, was sie vorher in sie hineindenkt” (S. 32).

Was aber bedeutet das eigentlich? Man könne nur das an der Natur erkennen, was man gedanklich zuvor hinein projiziert hätte – um das zu verstehen muss man sich den Dingen an sich abwenden. Denn die Dinge an sich, stehen dem Menschen nicht zur Verfügung. Immer werden uns die Gegenstände der uns umgebenden Objektwelt nur mediatisiert wiedergegeben. Dies geschieht zuerst durch die uns zur Verfügungen stehenden Sinne. Dies geschieht sodann vermittels der Vernunft, und es setzt immer die Auseinandersetzung mit der eigenen Erfahrung voraus. Dies hört sich zunächst wie ein Widerspruch zu dem zuvor Geschriebenen an, ist es aber nicht. Kant möchte mit der Metaphysik nicht die reine Vernunft wissenschaftlich fundieren, sondern er möchte lediglich die Rahmenbedingungen, die Arbeitsweise, die Strukturiertheit und (innere) Logik einer reinen Vernunft als wissenschaftliche Disziplin möglich machen.

Notwendiges Handwerkszeug sind sicherlich erste grundlegende Begriffe. Diese sollen im folgenden kurz angesprochen werden. Eine Unterscheidung zwischen empirischer und reiner Erkenntnis muss getroffen werden. Empirische Erkenntnisse sind schlechtweg Erfahrungswerte. In dem Sinne reine Erkenntnisse gelingen hingegen a priori, d. h. ohne Anwendung vorheriger Erfahrungswerte. Wenn wir gemeinhin Beobachtungen anstellen und diese zu allererst versuchen zu beschreiben, dann sind dies zumeist a priorische Erkenntnisse. Derlei Erkenntnisse sind z. B. die Bewegung der Erde um die Sonne. Zudem ist dies ein Beispiel für etwas, das man in die Natur hinein gedacht hat. A priori-Erkenntnisse sind notwendig und allgemein. Mit diesen ersten Voraussetzungen lassen sich dann analytisches und synthetisches Urteil voneinander differenzieren. Kant nennt die analytischen Urteile auch Erläuterungsurteile (Bsp.: Bewegung Erde – Sonne) und synthetische Urteile heißen bei ihm auch Erweiterungsurteile. Aussagen über die Schwere von Objekten sind Erläuterungsurteile, sie entstehen a posterioi, beruhen also auf Erfahrungswerten.

Leider gibt es darüber hinaus noch die synthetischen a priori-Urteile. Ein Beispiel für ein solches wäre die einfache mathematische Gleichung 7 + 5 = 12. 12 als Ergebnis ist allgemein und notwendig richtig. Jedoch ist die Verknüpfung mit der Addition von 7 und 5 nicht die einzige Möglichkeit der Darstellung. Damit beruht der Satz auf synthetischer Erfahrung.

Eine Metaphysik, oder auch Transzendental-Philosophie befasst sich nur mit der Selbsterkenntnis und den “Aufgaben, die sie als Vernunftwissenschaft hat” (S. 50). Transzendental bedeutet, die Bedingungen der Möglichkeit aller Erkenntnis betreffend. Einfach ausgedrückt könnte man bereit sein zu sagen, dass man in einer Metaphysik die Bedingungen untersucht, die dem Menschen erlauben, Erkenntnis zu machen. Das übergeordnete Ziel der Arbeit “Die Kritik der reinen Vernunft” hatten wir erwähnt. Einige grundlegende Begriffe sind bis hierhin erläutert worden und haben hoffentlich ein wenig Licht ins Dunkel gebracht. Doch dies wird nicht der letzte Beitrag zu diesem Thema gewesen sein.

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