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Kindheitserinnerung

Bis ich 16 Jahre alt war, hat die Tante mein Leben jetzt schon vor euch ausgebreitet. So würde es sich eventuell anhören, wenn wir den jugendlichen Jakob Michael Reinhold Lenz über das erste Kapitel von Sigrid Damms autobiographischem Roman Vögel, die verkünden Land reden hören könnten. Zwar ist Sigrid Damm eine aktive Literaturwissenschaftlerin unserer Zeit und könnte damit gar nicht mit dem am 23. Januar 1751 geborenen Schriftsteller und Dramatiker Lenz zusammentreffen, jedoch hat sie in positivistischer Manier eine Menge Material zusammengetragen aus dem sie ihren Roman, der das Leben des JMR Lenz schildert, entwarf.

Wir erfahren von einem Leben, das durch einen Vater dominiert wird, weil die Mutter zum Kindergebären degradiert wird – Jakob ist eines von 8 Geschwistern. Die Mutter stirbt früh, noch ist sie am Leben, wenn Jacob mit 16 den Ort verlässt, um Theologie zu studieren, wie es der Vater wünscht. Jakobs Vater ist eine streitbare Persönlichkeit, vielleicht war er Opportunist, auf jeden Fall aber hat er nicht nur Freunde gehabt, und sich nicht nur Freunde gemacht. Er hing strengen Glaubenssätzen an, predigte weniger als dass er die armen estländischen Bauern verurteilte. Bald, so scheint es, war Lenzens Vater ein Demagoge?! In einigen Gedichten, aus jener Zeit, der späteren Zeit, als Jakob bereits pubertierte, reflektiert er quasi die Sicht des Vaters in einer seiner Hasspredigten, als er das Volk verurteilte, sie trügen Schuld daran, dass der Ort in Flammen stand, Gott hätte ihnen Sodom als Strafe gesandt.

Ein halbwegs interessantes Kapitel, jedoch wegen zu wenig überlieferter Indizien sehr oft mit freier Interpretation der Autorin ausgestattet.

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