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Bedeutung und Semantik – Teil 2

In einem ersten Schritt hatte Löbner in seinem Buch die Semantik zu anderen Bereichen der Linguistik abgegrenzt und von drei verschiedenen Bedeutungsebenen, der Ausdrucks- und der Äußerungsebene, so wie dem kommunikativen Sinn (vgl. Bedeutung und Semantik – Teil 1). In Kapitel 1.2 Satzbedeutung und Kompositionalität fährt er nun fort, die Herangehensweise zu erläutern wie sich (Satz-)Bedeutung zunächst erschließt. In Kapitel 1.2.1 Lexikalische und kompositionale Bedeutung ist die Überschrift Programm (vgl. S. 14). Ausgehend von dem Konzept, dass wir von Worten und festen Redewendungen eine Art Übersetzung in unserem Gehirn gespeichert haben in Form eines Lexikons, gelangt man darüber zu dem Terminus der lexikalischen Bedeutung. Sie weist Wörter oder festen Redewendungen, ähnlich wie Vokabeln, eine Bedeutung zu (vgl. ebd.).

Zusammengesetzte Ausdrücke und Sätze lassen sich nicht alleine über die lexikalischer Bedeutung ihrer einzelnen Teile erschließen, sondern benötigen darüber hinaus noch den Anteil, der sich kompositionale Bedeutung nennt. Kompositional deswegen, da der Vorgang die Bedeutung dieser Komposita oder Sätze in einem Prozess gewissermaßen errechnet werden muss; diesen Prozess nennt man Komposition (vgl. ebd.).

In Kapitel 1.2.2 Grammatische Bedeutung erläutert Löbner die Notwendigkeit ebendieser grammatischen Bedeutung. Da wir in unserem internen Lexikon lediglich die Grundformen gespeichert haben – wer bitteschön geht davon aus, dass dies so zutrifft?! – und bei grammatisch flektierte Wörtern, anderen Genera, Tempi usf. den Spielraum der noch übrig ist mittels grammatischer Interpretation ausfüllen (vgl. S. 15). “Die grammatische Form eines Wortes leistet einen Beitrag zur Satzbedeutung, soweit sie nicht grammatisch determiniert ist” (S. 16). Grammatisch determiniert sind z. B. Präpositionen, die in Kasus, Numerus und Genus dem zugehörigen Nomen angeglichen werden. Sie fallen bei der Erzeugung von grammatischer Bedeutung aus der Menge heraus, die zur Erzeugung heran gezogen wird. Noch einen Schritt weiter, in Kapitel 1.2.3 Syntaktische Struktur und Kompositionsregeln geht Löbner auf der Hierarchie eines so genannten Bottom-up-Prozesses des ersten Verstehens von Ausdrucksbedeutung. Man kann sagen, dass die Syntax den semantischen Prozess der Komposition steuert (vgl. S. 17).

Jede grammatische Kombinationsregel erfordert semantische Kompositionsregeln, um auf der Ebene der Semantik deren Bedeutungsgehalt interpretieren zu können. Löbner gibt an, dass das Antizipieren von Kompositionsregeln nicht zwingend derart trivial ist, wie die Beschreibung des Prozesses bis hierhin vermuten lässt (vgl. S. 18), geht aber (noch) nicht weiter auf die Komplexität der Prozesse ein. In Kapitel 1.2.4 Das Kompositionalitätsprinzip schließlich, geht Löbner auf die Zusammenhänge der einzelnen Formen von Bedeutung ein, die allesamt einen von unten nach oben gerichteten Verstehensprozess (daher Bottom-up) ausmachen. Direkt zu Beginn des Kapitels fasst Löbner die Ergebnisse kurz zusammen, die er bis dahin erläutert hat. “Die Grammatik einer Sprach erlaubt es, gegebene Grundausdrücke mit lexikalischer Bedeutung zu komplexen Ausdrücken zusammenzusetzen. Die Bedeutung der komplexen Ausdrücke ergibt sich durch semantische Komposition” (ebd.). Zur Erzeugung von Bedeutung wird in diesem Prozess auf 3 Quellen zurückgegriffen, die lexikalische, so wie die grammatische Bedeutung und die syntaktische Struktur.

Das Kompositionalitätsprinzip läuft innersprachlich ab, bewegt sich daher auf der Ebene der Ausdrucksbedeutung und nur dort. Außersprachliche Bedingungen würden auf der Ebene der Äußerungsbedeutung hinzu genommen werden müssen.

Löbner, Sebastian, 2003: Semantik. Eine Einführung. - Berlin u. New York: de Gruyter.

4 replies on “Bedeutung und Semantik – Teil 2”

“Da wir in unserem internen Lexikon lediglich die Grundformen gespeichert haben – wer bitteschön geht davon aus, dass dies so zutrifft?!”

Wenn jemand Deine Hand berührt, liefern eine Unmenge an Nervenzellen ans Gehirn: Bewegung – natürlich nicht mit dem Wort “Bewegung”. Man könnte auch sagen: Da tut sich was. Einen Reiz, wie es genannt wird, ist aber auch wieder nur ein Wort, dass man dafür verwendet.

Ob dieser Reiz für Dich unangenehm, ob Du diesen Reiz als erotisch oder irre schmerzend erlebst, weil jemand Dich mit einem Messer in die Hand gestochen hat, ist _gelernt_.

Dass Dir zu einem Wort so und soviele andere einfallen, bewirkt ein sehr komplexes Netz an Informationen, die Dein Gehirn gesammelt hat.

Man lernt die Worte: Auto – Bus – Menschen – Fahrer, aber das es Autobus, Menschen in einem Auto oder in einem Bus und Busfahrer und Autofahrer gibt, sind an und für sich nur Verbindungen, die unser Gehirn geschaffen hat, weil wir es animierten ( oder von Außen animiert, da gibt es unterschiedlichste Meinungen dazu).

Daher denke ich auch, dass wir nur die Grundbedeutung gespeichert haben, das andere erledigt die Suchmaschine Gehirn.

lg
Monika

Respekt, eine aufmerksame und zudem interessierte Leserin. Freut mich. Ich persönlich weiß aber nicht genau, ob es wirklich “nur” Grundformen sind. In der einführenden Semantiklehre hieß es irgendwo auch, dass man für Ausdrücke wie Sprichwörter etc… die ja durchaus zusammengesetzt sind, ebenfalls so etwas wie einen Reiz gespeichert hat.

Gegen die grundlegende Vorstellung würde ich mich auch nicht wehren wollen, allerdings habe ich auch keine Ahnung von der Neurobiologie, die irgendwie in diesem Bereich forscht, und evtl. Antworten auf solche Fragen geben könnte. Es ist sehr spannend, das auf alle Fälle, aber evtl. gibt es neben diesen grundlegenden Konzepten darüber hinaus noch andere feste Muster, die allerdings nicht derart simpel sind. Nichts Genaues weiß ich nicht. 😉

Lieben Gruß zurück, Alexander.

Sieh einer an, im selben Buch von Löbner liest sich folgende Stelle, die den Unkenruf von mir ein wenig in ein anderes Licht rückt:

“Es ist ein sehr schwieriges Unterfangen, die Bedeutungen von Lexemen oder Sätzen explizit zu beschreiben. Eigentlich besteht noch nicht einmal Einigkeit in der Semantik darüber, was für Entitäten Bedeutungen denn nun sind. Nach dem ‘mentalistischen’ Standpunkt, der hier vertreten wird, sind Bedeutungen Konzepte; das ist die vorherrschende Sicht, aber durchaus nicht unkontrovers” (S. 116).

also prof.löbner ist echt ein kenner in seinem fach, das muss man sagen. und was bin ich froh, dass sein buch so simpel zu lesen ist, im gegensatz zu anderer fachliteratur…aber man sollte ja auch bis zu einem gewissen punkt bereit sein für neue theorien und nicht an allem zweifeln….also was diese lexem-geschichte angeht, denke ich, dass man erst am ende des semesters oder eigentlich studiums eigene wahrscheinlichkeitstheorien anstellen kann, denn der mann hat sich nicht gerade wenig damit befasst. anfangs sollte man das erst einmal so hinnehmen, auch wenns komisch klingt. es kommt einem anfangs doch so einiges unrealtistisch und spanisch im studium vor….aber ich werd ihm die sachen vielleicht mal weiter geben in der vorlesung!

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