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Der Rest vom Schützenfest

Nach der Darlegung des 4ten Abschnitts Erfüllung aus dem 4ten Kapitel, Die Theorie der Notation, werden an dieser Stelle die folgenden Abschnitte 5 bis 10 gemeinsam wiedergegeben.

In Abschnitt 5 Semantische Erfordernisse geht es in der Darstellung der Theorie der Notation weiter. Goodman nennt insgesamt zu den zwei bereits erwähnten syntaktischen Erfordernissen noch 3 semantische Anforderungen, die ein Notationssystem, im Besonderen eine Partitur, erfüllen muss. Zuerst muss sie semantisch eindeutig sein, respektive müssen Charaktere eines Symbolsystems das als Notationssystem fungiert, invariant sein. Demzufolge sind ambige (doppeldeutige) Inskriptionen wie Charaktere von vornherein auszuschließen (vgl. S. 144).

Dazu ergänzend müssen die Erfüllungsklassen disjunkt sein (vgl. S. 146), und in diesem Fall stellt die Nicht-Redundanz, die Goodman gleichermaßen erwähnt, kein eigenes zusätzliches Kriterium dar (vgl. S. 147). Als drittes Kriterium gibt Goodman die semantsiche endliche Differenziertheit an (vgl. ebd.). Dass er insgesamt 5 Erfordernisse, also ein Grundgerüst an Anforderungen an ein Notationssystem formuliert hat, greift Goodman in Abschnitt 6 Notationen noch ein Mal, sich und den Leser versichernd, auf. Er schreibt: “Sie sind so etwas wie eine Bauordnung, die Gesetze gegen Konstruktionsfehler erläßt, ohne den Raumbedarf für bestimmte Familien vorzuschreiben” (S. 149), und “obwohl die Bedingungen dazu bestimmt waren, Notationssysteme zu definieren, lassen sich andere wichtige Typen von Symbolsystemen dadurch unterscheiden, daß bestimmte Kombinationen dieser Bedingungen verletzt werden” (S. 151). Aus diesem Blick möchte Goodman im Folgenden zunächst auf andere Symbolsystem verweisen, ehe er auf Fragen zurückkommt, “die mit dem Symbolismus in den Künsten zusammenhängen” (ebd.).

Deshalb schreibt er im Abschnitt 7 Zeit- und Zählapparate von beispielhaften Anwendungen. Druckmesser, Uhren, allesamt können auf ihren Symbolsystemcharakter hin untersucht werden. Goodman diskutiert einige Beispiele, zeigt jeweils, welche Eigenschaften von Notationssystemen erfüllt oder verletzt werden. Worauf es ihm schlussendlich jedoch ankommt ist, dass das zugrunde liegende Schema und die dazugehörige Lesart darüber entscheiden, ob man von einem Notationssystem sprechen kann oder nicht. In Abschnitt 8 Analog und digital führt Goodman eine gleichnamige Differenzierung ein, die nicht mit dem herkömmlichen Verständnis der Bedeutung von analog und digital einhergeht. Die Illustration der Zustände sei einfacher als deren Definition (vgl. S. 154). Wo liegt aber dann der Unterschied? Ein analoges Schema ist syntaktisch dicht und ein digitales Schema ist syntaktisch durchgängig diskontinuierlich (vgl. ebd.). Wichtig, ist ihm jedoch, zu nennen, dass das Eine das Andere nicht bedinge.
Abschnitt 9 Induktive Übersetzung schließlich, weicht ein wenig von der Linie ab, die Goodman bisher verfolgte. In diesem Abschnitt beschreibt er vor allen Dingen grundlegende Prozesse der Informationsverarbeitung, und berührt damit auch geistesgeschichtliche, philosophische Fragestellungen. Er nennt exemplarisch zwei Weisen der Informationverarbeitung am Computer, die Tilgung und die Ergänzung (vgl. S. 158). Ein wenig erläuternd dürften folgende Worte Goodmans sein. “Tilgung ist häufig, aber nicht immer oder ausschließlich an der Übersetzung von analogen Informationen in digitale, Ergänzung an der Übersetzung von digitalen in analoge Informationen beteiligt” (ebd.). Den Prozessen der Datenverarbeitung liegen ebenfalls Symbolschemata zugrunde. Abschnitt 10 Diagramme, Karten und Modelle rekurriert wiederum eindeutiger auf Exempel von diversen Symbolschemata, respektive Symbolsystemen. Analoge, digitale, so wie Mischformen davon. Dabei ist das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Buchstaben oder Zahlen kein Kriterium der Unterscheidung (vgl. S. 163). Wieder stellt Goodman die Frage nach der Art des Auslesens, die darüber entscheidet, ob in manchen Fällen ein und dasselbe Schema in Verbindung mit einem generierten Erfüllungsgebiet dann als Symbolsystem angesehen werden kann (vgl. ebd.).

Goodman, Nelson, 1997: Sprachen der Kunst. Entwurf einer Symboltheorie. - Frankfurt am Main: Suhrkamp.

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