Wie bereits in der Zusammenfassung der ersten Vorlesung angedeutet, geht es im weiteren Verlauf um die Differenzierung verschiedener Sprechakte. Noch, und dies gilt für die zweite Vorlesung ebenso, behandelt Austin jedoch das Objekt der performativen Äußerung. An dieser sogar aus einer ganz speziellen Perspektive.
Er fängt, nachdem er noch einmal die erste Vorlesung resümmiert hat (vgl. S. 35f.), damit an, sich der Kategorie der performativen Äußerungen derart zu nähern, in dem eine ganz bestimmte Art von performativen Äußerungen, nämlich die missglückten betrachtet. Er nennt sie selbst auch Unglücksfälle und entwickelt fortan in der zweiten Vorlesung ein Schema (siehe S. 40) von verschiedenen Möglichkeiten oder Bedingungen, die erfüllt sein können oder müssen, damit man von einer performativen Äußerung als einem Unglücksfall reden kann. Zunächst differenziert er die Bedingungen für die Unglücksfälle in 3 Kategorien (A, B und Gamma), welche er dann in zwei Gruppen unterteilt – nämlich A und B in die Gruppe Versager, was nur bedeuten soll, dass, wenn diese Bedingungen nicht eintreffen die unternommene Handlung nicht zustande kommt. Außerdem teilt er die Gamma-Bedingungen in die Gruppe Missbräuche ein, und will damit andeuten, dass die Handlung zwar zustande kommt, aber unehrlich ist (vgl. S. 38f.). Die Gruppe der Versager, ist bereits vorher in die Teile A und B untergliedert gewesen. Bei der Teilgruppe A handelt es sich um von ihm so benannte Fehlberufungen, die die Handlung von irgendeinem Punkt aus in Frage stellen. Die Teilgruppe B nennt er Fehlausführungen, was impliziert, dass die Handlung auf irgendeine Weise verdorben wird (vgl. S. 39). An dieser Stelle hat er dann dieselbe Deskriptionsebene erreicht wie bei der Gamma-Gruppe auch. Er fährt dann fort auf der nächsten Gliederungsebene, auf welcher er jeder der Gruppen A, B und Gamma jeweils zwei Regeln zuweist. Meiner Meinung nach ist, da ich an dieser Stelle auch die Beispiele von Austin nicht angegeben habe, dieser Schritt nicht weiter dem Verständnis förderlich. Wen es interessiert, der möge bitte an entsprechender Stelle bei Austin nachschlagen. Da Austin sein Schema jetzt komplett unterteilt hat, stellt er 3 Fragen an das Schema, die er dann im weiteren Verlauf jeweils beantwortet. Zum einen stellt er die Frage
“(1) Was kann alles verunglücken?” (S. 41).
Er schildert zunächst, dass diese Frage über die (rein) performativen Äußerungen hinweg,
“alle konventionalen Handlungen” (ebd.)
betrifft; und er fügt ferner die Kategorie der Feststellung oder Aussage hinzu, von der er meint, dass sie ebenfalls, wenn auch nicht in derselben Weise, verunglücken können (vgl. S. 42). Er stellt dann die nächste Frage:
“(2) […] Erfaßt unsere Einteilung alle Unglücksfälle?” (ebd.).
Austin selbst gibt 3 Antworten auf diese Frage, oder man könnte auch sagen, er gliedert seine Antwort in 3 Teile. Wichtig erscheint mir jedenfalls zu erwähnen, dass es, über sein Schema hinaus, noch weitere Unglücksfälle oder zumindest ähnlich gelagerte Situationen der Anwendung gibt. Auf die Antworten Austins auf diese Frage gehe ich an dieser Stelle nicht weiter ein (vgl. dazu S.42ff.). Die dritte Frage, die Austin an sein Schema stellt, lautet:
“(3) Schließen die Gruppen von Unglücksfällen sich aus” (S. 44)?
Unmittelbar darauf folgt:
“Die Antwort liegt auf der Hand” (ebd.).
Auch an dieser Stelle verzichte ich auf eine differenzierte Auseinandersetzung, möchte jedoch so viel sagen, dass es durchaus Fälle gibt, in denen mehrere Bedingungen zugleich wirken können.
Austin, John Langshaw, 2002 (1962): Zweite Vorlesung. S. 35-45 in: Ders. (Hrsg.): Zur Theorie der Sprechakte. (How to do things with Words). Bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart: Reclam. (=Universal-Bibliothek. 9396)