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Meinungsmache

Meinungsmache-Seiten schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden und keiner kann was dagegen unternehmen, zumindest nicht am Entstehen der Seiten. D.h. doch, wir können sogar sehr viel daran tun. Denn diese Seiten leben davon, dass wir, also Hinz und Kunz, ihre ganz persönliche, uns innewohnende Meinung nicht zu Papier sondern zu Webformular bringen. Was haben diese Seiten davon? Nun, erst einmal werden sie früher oder später über einen riesigen Fundus an Meinungen zu allerlei vielfältigen Produkten verfügen. Ob es nun ein Kleidungsstück, eine Fluggesellschaft, ein Fortbewegungsmittel oder vielleicht gar ein Elektrogerät ist, das ist den Anbietern dieser Art Foren egal.

Sie wollen die Meinungen sammeln, und das Artikulieren unserer Gedanken in Zeichenfolgen auf dem Bildschirm soll für uns nicht einfach nur eine lästige Tätigkeit darstellen, nein, wir werden sogar dafür entlohnt. Amiro.DE bietet 10 Pf für jedes Mal, dass eine selbst verfasste Meinung von jemand anderem gelesen wird. Zu Beginn, also in der Anlaufphase, die wohl schon abgelaufen ist, waren es sogar 20 Pf pro fremder Nase und fremdem Klick für die eigene Meinung. Ähnlich verfährt Ciao.COM, ebenfalls ein deutscher Anbieter – selbst wenn man wegen der COM Domainendung zuerst an ein amerikanisches Unternehmen denken würde. Ciao bietet ebenfalls 10 Pf an, dafür, dass Fremde auf meine Meinung klicken und so tun, als hätten sie sie gelesen. Denn, seien wir mal ehrlich, jeder hat doch garantiert ein paar Freunde, die gerne bereit sind, die Artikel von uns anzuklicken und eben zu bestätigen, man habe sie gelesen. Wer dick Kohle verdienen möchte, der kann sich ganz schnell selber ein Dutzend Emailadressen einrichten und so sein eigenes Konto in die Höhe schnellen lassen. Ciao hatte Amiro gegenüber einen Vorteil, denn in der Anlaufphase hat Ciao ihren Meinungsmachern satte 5 DM pro Meinung geboten, ein Begrüßungsgeschenk von 10 DM bekam man direkt noch dazu. Wohl werden die Meinungen geprüft, wenn man sich aber hinsetzt und die verlangten 90 Wörter zu jedem Gerät verfasst, welches Mann und Frau natürlich auch, in der Wohnung stehen haben, sie dann online einfügt, hat man schnelles Geld gemacht. 1 Million DM Kapital haben die Betreiber zur Verfügung gehabt und überdies werden unter den, wie Ciao sie nennt, “Meinungsmachern der ersten Stunde” Sachpreise verlost. Ihr werdet mir zustimmen, wenn dieses Angebot eindeutig attraktiver wirkt. Doch auch hier ist die Anlaufphase vorbei und es soll keiner denken, dass irgendjemand die eigene Meinung anklickt, dass man vielleicht noch 10 Pf dafür gutgeschrieben bekommt. Wer ist denn bitte schön noch so naiv und glaubt daran? Wahrscheinlich die Betreiber von Ciao, denn sonst hätten sie vielleicht nicht ein paar hunderttausend Mark für Meinungen ausgegeben, die sonst keiner mehr liest. 250 DM hätte man maximal machen können, doch auch das ist ja für Internetnutzer bereits ein prima Nebenverdienst, selbst wenn es eine einmalige Sache war und nicht zu einem richtigen Nebenjob für Powersurfer mutierte. Der Betrag wird Ende Januar auf mein Konto überwiesen und ich habe fast nichts dafür tun müssen. Ein weiteres, diesmal doch amerikanisches Produkt, ist die Seite Epinions.COM. Der Name ist wohl ein Wortspiel aus dem englischen Wort opinion für Meinung und E steht für electronic. Nun haben die Amerikaner von Natur aus eine andere Mentalität und einige von ihnen kommen in ihren Meinungen ganz schön zur Sache. Wörter die sich in der englischen Sprache wohl nicht vulgär anhören, in der deutschen Übersetzung aber schon, kommen hier nicht selten zum Einsatz. Auch gibt es bei den Amerikanern eigentlich keinerlei Grenze was bewertet wird. So ist das letzte getrunkene Bier genauso wie eine bestimmte Wurstsorte schon bewertet worden. Und, die Amerikaner bekommen mal mehr und mal weniger Geld, im Schnitt aber mehr als wir Deutschen, abhängig wird dies von der Qualität der Meinung gemacht. Deutsche können sich hier übrigens nicht anmelden. Nun brauchen wir das eigentlich gar nicht, denn Ciao und Amiro ähneln der amerikanischen Seite bis auf ein paar Kleinigkeiten; wir haben also keine Sehnsucht. Einen Unterschied gibt es dann doch, denn bei den Amerikanern werden die Seiten des Öfteren am Tag aktualisiert und so stehen nicht wochenlang der- oder dieselbe Top-MeinungsmacherIn mit Bild im Netz. Ich würde sagen diese Seiten sind nicht aus der Not heraus entstanden, die Leute würden zu selten ihre Meinung sagen, und schon gar nicht in der Öffentlichkeit, nein, diese Seiten sind entstanden, weil irgendwer zu viel Geld hat, dass er unbedingt ausgeben möchte. Meinetwegen können aber ruhig noch mehr Seiten auf der Webfläche erscheinen und die bestehenden Angebote, was die Bezahlung betrifft noch überbieten. Mir soll’s recht sein, ein wenig Geld kann man immer gebrauchen. Das wusste schon Dagobert Duck.

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