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Repräsentation-als und Erfindung

Was im Englischen Languages of Art betitelt ist, heißt in der Übersetzung Sprachen der Kunst. Da ich einige englischsprachige Artikel darüber eingefügt hab, dachte ich mir, kann ich getrost die Sprache wechseln und in meiner lengua materna darüber berichten. 😉 Wir hatten zuvor erfahren, dass es Nulldenotationen gibt, also Verbindungen von Bildern auf Objekte, die nicht real existieren. Ich hatte angemerkt, zu vorschnell, dass sich der Aspekt der Repräsentation-als daran anschließen würde. Dies tut er nur bedingt.

Goodman geht aber auch hier wieder den Weg, uns erklären zu wollen, dass es im Sprachgebrauch einige Ungenauigkeiten gibt und wir zwei verschiedene Bedeutungen des Ausdrucks “repräsentiert … als” implizieren, wenn wir ihn anwenden. Im einen Fall verknüpft sich das “als …” mit dem Nomen und drückt schlussendlich nur eine Beschreibung dessen aus, was auf dem Bild zu sehen ist. Etwas repräsentiert mich als einen Schüler, kann, wenn es auf das Nomen Bezug nimmt so gelesen werden, dass ich auf dem Bild als Schüler zu erkennen bin, vielleicht auf meinem Schulhof oder mit Tornister, usf.

Der andere Fall, meint Goodman würde uns mehr Probleme bereiten und sei für ihn darüber hinaus der echte Fall der Repräsentation-als (vgl. S. 36f.). Hier nimmt das “als…” Bezug auf das Verb und die Blickrichtung wird eine andere. Der vorherige Satz müsste nun so interpretiert werden, dass ich als ein Typ der Klasse Schüler aufzufassen bin. Weil ein Bild mit als Schüler repräsentiert. Diese Bezugnahme geschieht vollkommen frei von dem, was wirklich auf dem Bild dargestellt ist. Denn es kann genauso gut sein, dass z. B. in einer Karrikatur ein Mensch als eine Birne repräsentiert würde, so geschehen beispielsweise mit Helmut Kohl. Eingängier wird dies vielleicht, wenn man das Beispiel benutzt, jemand wird als Kind repräsentiert. Diese Bezugnahme kann beispielsweise darauf beruhen, dass jemand auf einem Bild albern dargestellt wird und somit klar ist, dieser jemand, selbst wenn er ein hohes Alter erreicht haben sollte, wird als Kind repräsentiert.

Goodman geht dann ein bisschen auf die Unterschiede zwischen Repräsentation und Repräsentation-als ein und definiert letztere wie folgt: “Im allgemeinen wird also ein Gegenstand k von einem Bild p als Soundso repräsentiert dann und nur dann, wenn p ein Bild ist oder ein Bild enthält, das als Ganzes sowohl k repräsentiert, als auch ein Soundso-Bild ist” (S. 38). Repräsentationen hingegen “sind Bilder, die etwa in derselben Weise funktionieren wie Beschreibungen” (S. 39). Repräsentation klassifiziert und kann selbst klassifiziert werden. “Genauso wie man Gegenstände mit Hilfe verschiedener verbaler Etiketten oder unter sie klassifiziert, so klassifiziert man Gegenstände auch unter verschiedene pikturale Etiketten. Und die Etiketten selbst, ob verbal oder piktural, werden ihrerseits wieder unter verbale oder non-verbale Etiketten klassifiziert. […] Wenn es repräsentiert, wählt ein Bild eine Klasse von Gegenständen aus, und gleichzeitig gehört es zu einer bestimmten Klasse oder zu Klassen von Bildern” (S. 39f.). So heißt es bei Goodman am Ende des 6ten Abschnitts des 1ten Kapitels über Wiedererzeugte Wirklichkeit. Er geht dann im 7ten Abschnitt Erfindung auf den Aspekt der Kreativität ein, der zudem ein großes Potential birgt. Dadurch, dass wir unsere Welt auch mittels Beschreibung und Repräsentation organisieren, entsteht für einen Künstler die Möglichkeit, wenn er kreativ ist, bestimmte Verbindungen aufzudecken oder neue zu schöpfen, die das Denken von der Welt beeinflussen. So zumindest kann man das Credo dieses Abschnitts versuchen zusammenzufassen.

Goodman, Nelson, 1997: Sprachen der Kunst. Entwurf einer Symboltheorie. - Frankfurt am Main: Suhrkamp.

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