Einen Füllfederhalter muss man nachfüllen, immer und immer wieder. Zwar hat sich die Technik hier auch geändert, doch Ende der 1930er Jahre musste man seinen Füllfederhalter noch in ein Tintenfass tunken und mit Tinte füllen. Für Leute, die viel Schreiben, eine Farce – ein Unding. Den Gedanken gerade am Zopf gepackt und just geht einem die Tinte aus. So jemand, der viel schreibt, war auch László Biró, ungarischer Journalist, der 1938 einen nachfüllbaren Kugelschreiber mit drehbarem Kolben, zusammen mit der Unterstützung seines Bruders, entwickelte. 1899 geboren, war er ein Kind des Kommunismus.
Das zeigt wohl, dass auf der Basis des Verständnisses des Kommunismus auch gute Ideen entstehen können. Biró lebte bis in unsere heutige Zeit hinein und verstarb erst 1985. Er lebte somit 86 Jahre lang und konnte mit ansehen, wie seine Erfindung, die er sich 1943 patentieren lies, im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben hat. Biró hatte die Entwicklung dieses Schreibgerätes vorangetrieben, aber hauptsächlich überdies eine Schreibflüssigkeit entwickelt, die erst den Einsatz einer solchen Konstruktion ermöglichte. Denn es gab bereits vor Biró Versuche eine Art Kugelschreiber zu erfinden. 1888 beispielsweise, entwarf der Amerikaner John Loud eine ähnliche Konstruktion. 5 kleine Stahlkugeln sollten bei seinem Stift für den Strich sorgen – hinterher sollte daraus dann der Stift mit einer Stahlkugel entstehen. Mehr als Louds Zeichnungen gibt es allerdings nicht. Es gab nie einen “funktionierenden” Prototypen; Loud scheiterte an der vorhandenen Schreibflüssigkeit. Denn Füllfederhaltertinte war nicht für den Gebrauch in einem Kugelschreiber geeignet. Eine patente Lösung für dieses Problem gab es dann erst von Biró, der mit Hilfe seines Bruders eine Schreibflüssigkeit auf Öl-Wasser-Basis erfand und sich patentieren lies. Damit nahm der Kugelschreiber seinen Weg und war nicht mehr aufzuhalten. 1943 gab es dann auch die ersten von Biró entwickelten Kugelschreiber zu kaufen. Nachdem er 1938 nach Argentinien ausgewandert war und bis 1943 an seiner Idee feilte, gab es sie dann auch zu kaufen. 40$ kosteten die ersten Biros, wie man die Stifte damals nannte. Bereits 1944 im Zweiten Weltkrieg gelang dem Kuli der Durchbruch. Ein Brite hatte erkannt, dass weder luftige Höhen noch Veränderungen des Luftdrucks das Schreiben mit dem Kugelschreiber in irgendeiner Form beeinflussten. Bald ließ die Royal Air Force die ersten 30.000 Stück in Serie fertigen und das von nur 17 fleißigen Arbeiterinnen. Zur gleichen Zeit baute eine Firma namens Reynolds in Amerika einen verbesserten Kugelschreiber, berief sich darauf, dass das Patent vom Urkugelschreiber von 1888 ausgelaufen sei und machte das Schreibwerkzeug zur Massenware und damit auch erschwinglich.
Heute könnten wir wohl auf den Kugelschreiber nicht mehr verzichten. László Biró hätte sich nicht träumen lassen, welche Auswüchse seine Erfindung ein Mal haben würde. Vor allem nicht, da nach seinen anderen Erfindungen heute – salopp formuliert – kein Hahn mehr kräht. Nicht nach der handbetriebenen Waschmaschine und auch nicht nach seinen hitzebeständigen Kacheln. Immerhin, es gibt den Kugelschreiber mittlerweile in fast jeder Form und Farbe, und sogar in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wenn sie beispielsweise als Lutscher verpackt sind. Es gibt Kugelschreiber mit denen man Musik hören kann und wieder andere, die man dazu missbraucht, um anderen Leid zuzufügen, sei es, indem man sie ersticht oder sei es, indem man sie erschießt – sogar das gibt es. Freud und Leid liegen hier jedoch sehr nah beieinander. Auch die Erotikbranche hat den Kugelschreiber für sich entdeckt und je nach Stellung des Druckknopfes, zeigt der Kugelschreiber nackte oder angezogene Personen. Es gibt ihn in groß und klein, in bunt, unifarben, aus Holz, Metall, Plastik und sogar aus Materialien, die unser Körper durchaus zu Energie verarbeiten könnte. Der Kugelschreiber bietet die Möglichkeit, an ihm kreative Energie freizusetzen. Es gibt weiß Gott eine Menge von Leuten, die sich ausschließlich damit befassen, welches Motiv ein neuer Kugelschreiber bekommen soll, oder welche Form er haben wird. Schlimmer noch als die kreativen Köpfe hat es allerdings die Sammler von Kugelschreibern getroffen. Der Kugelschreiber ist leicht zu besorgen, er wiegt, bis auf ein paar sehr ausgefallene Stücke, nicht viel und kostet auch sehr wenig, bis gar nichts, wenn man ihn als Werbegeschenk erhält. Doch selbst wenn ein Kugelschreiber noch so winzig ist: Kleinvieh macht auch Mist. So musste eine Frau aus Dinslaken, die im Jahr 2000 bei der Weltmeisterschaft der Kulisammler den Weltmeistertitel gewann, damals schon in ihrer Wohnung über 200.000 verschiedene Kugelschreiber aufbewahren. Wenn das mal keinen Platzmangel bedeutet. Da ist kein Platz mehr für Privatsphäre. *g* Mein Tipp für alle, die noch mehr über den Kugelschreiber wissen wollen. Einfach die Suchmaschine Google aufrufen und als Suchwörter “Biró” und “Kugelschreiber” eingeben.