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Das Vorgeplänkel zum unvollendeten Hauptwerk Marx’

In Fetschers Buch folgt nun mit dem 10ten Kapitel zwar nicht das letzte Kapitel seines Buches, aber immerhin das umfangreichste Kapitel, welches sich – ganz der Überschrift Das unvollendete Hauptwerk und die Vorarbeiten entsprechend – zunächst auf die Vorarbeiten Marx’ zu seinem späteren Hauptwerk, dem Kapital konzentriert, und anschließend knapp (und dennoch auf einigen Seiten) die wesentlichsten Gedanken des Hauptwerks zusammenzufassen sucht. Nach der Niederlage der Revolutionen in Europa klammerte sich Marx, so könnte man negativ formulieren, an den einzigen Strohhalm, der ihm noch blieb. Das revolutionäre Potential jedenfalls hatte sich nicht entsprechend seiner Vorhersagen entwickelt. Der Strohhalm nun, heißt Großbrittanien. Die dortige Situation, dass die wirtschaftlichen Mächte eine Parlamentsreform anstreben, führt in Marx Augen dazu, dass die Kräfte der Wirtschaft in denen der Politik aufgehen und die Proletarier schließlich erkennen können werden, und folglich auch die Möglichkeit haben werden, ihren direkten Konkurrenten zu bekämpfen (vgl. S. 95ff.).

Fetscher zitiert dann einige Stellen aus anderen Werken Marx’, die als Vorarbeiten für das große, unvollendete Werk Die Kritik der politischen Ökonomie betrachtet werden können, zumindest jedoch inhaltlich mit den Gedanken und der Thematik korrelieren. Ich werde sehr wohl auch auf einige Aspekte der bei Fetscher folgenden Auseinandersetzung eingehen, wenngleich sicherlich nicht in aller Ausführlichkeit und nicht an dieser Stelle. Da das 10te Kapitel bei Fetscher über 30 Buchseiten umfasst, werde ich eher Einträge zu einzelnen Abschnitten erstellen, als zu versuchen, an dieser Stelle den Inhalt der kompletten mehr als 30 Seiten wiederzugeben. Bei allem, was ich bislang über Marx weiß, fand ich ein Zitat – obgleich es unvollständig ist – das Fetscher verwendet, dennoch äußerst bemerkenswert. “Eine Gesellschaftsordnung geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist […]” (S. 98). So wird Marx von Fetscher zitiert und dieser Gedanke birgt unheimlich viel Potential in sich. Eine Frage, die man sich stellen kann, wenn man so denkt, ist, ob man sich folglich überhaupt anstrengen muss, etwas verändern zu wollen.

Als Vorbedingungen muss man nämlich unterstellen und so steht es auch bei Fetscher, dass Marx von einem Primat des wirtschaftlichen Systems ausging, dass alle anderen Einflüsse regierte und dominierte und das Verhältnis eines Individuums zu seiner Produktivkraft eben äußerlich sei und die Richtung der Veränderungen vom gesellschaftlichen System zum Individuum zeigt und nicht umgekehrt. Marx’ selbst sah sich offensichtlich dann als Vermittler an, hoffte vielleicht durch seine Arbeiten, den Zustand schneller erreichen zu können. Ich möchte jedoch jetzt nicht weiter ausholen, sondern mich weiter ans Lesen halten und dann schauen, dass ich vielleicht irgendwann ein Mal mit meinen Gedanken an anderer Stelle produktiv sein kann.

Fetscher, Iring, 1999: Marx. Originalausgabe, Freiburg u. a.: Herder

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