Derer gibt es sicherlich genug, vielleicht hat jeder schon einmal Bekanntschaft mit schlechten Verlierern geschlossen oder ist selbst davon betroffen. Geoutet werden soll an dieser Stelle gleichwohl ein Kollektiv von schlechten Verlierern, nämlich denen der christdemokratischen Partei in NRW. Bevor jetzt jeder denkt, ich wollte die Parteianhänger maßlos an den Pranger stellen, oder kritisieren, der sollte sich vielleicht die Muße geben und dennoch bis zum Ende lesen. Am 05. Mai, Christi Himmelfahrt, Vatertag und sogar dem Geburtstag meines eigenen Vaters, war es so weit. Das erste von zwei angesetzten TV-Duellen fand in Duisburg statt und wurde von RTL mehr oder weniger gut inszeniert. Diejenigen, die es gesehen haben, werden sich ein Bild gemacht haben, den anderen kann ich hier schlecht versuchen eine Meinung vorgeben zu wollen.
Den Steilpass allerdings, für die angewandte Metaphorik lieferten die Christdemokraten selber. Nicht nur bei der Frankfurter Neuen Presse war online nachzulesen, dass CDU-Generalsekretär Hans-Joachim Reck die Ergebnisse einer FORSA-Umfrage, die unmittelbar nach dem TV-Duell bei sage und schreibe 302 Teilnehmern durchgeführt wurde, als “abgekartetes Spiel” bezeichnete. Weiterhin ließ er verlauten: “Jeder weiß: Wo Forsa draufsteht, ist SPD drin.” Außerdem habe das Meinungsforschungsinstitut einen Beratervertrag mit der nordrhein-westfälischen SPD (vgl. u. a. NZ).
Von Seiten des Pendants Recks, dem SPD-Generalsekretär Michael Groschek, wurde auch postwendend erklärt: “Die CDU ist ein schlechter Verlierer.” – Steilpass verwertet, oder? In der Umfrage jedenfalls sahen 48% Steinbrück (SPD), als Sieger des TV-Duells, vor Rüttgers (CDU) mit nur 24%. Bleiben einerseits noch 28%, die anders votiert haben übrig. Dennoch, die CDU mockiert sich und FORSA überlegt rechtliche Schritte einzuleiten (vgl. Spiegel-Online). Ein riesen Bohei, wo doch laut dem Mediendienst DWDL insgesamt nicht mal eine Million Zuschauer das erste TV-Duell verfolgten (vgl. DWDL).
Die Wiederholung auf dem Sender n-tv und die Wiederholung von der Wiederholung auf demselben Sender, dürften entsprechend noch weniger Leute gesehen haben. Das die knappe Million Zuschauer alle aus NRW stammten ist anzuzweifeln. Doch gerade der Sender n-tv war es ja, der diese Umfrage in Auftrag gegeben hatte, um die jetzt so viel Wirbel entstanden ist. Immerhin 46% der 302 Befragten gaben an, dass das TV-Duell für ihre Wahlentscheidung hilfreich war (vgl. Handelsblatt). Letzten Endes heißt das bloß, dass nicht mal 150 Leute eine irgendwie gelagerte Entscheidung nach dem TV-Duell getroffen haben, die ihnen bei der Wahl hilfreich erscheint. Denkbar wäre ja z. B., dass sich hierunter auch Leute befinden, die sowohl von Steinbrück, als auch von Rüttgers mit kaltem Grausen beglückt wurden und deshalb überhaupt nicht wählen gehen werden wollen. Die Aussagefähigkeit solcher Umfragewerte wird jedoch ins Unermessliche übersteigert. Andere Umfragen bescheinigen seit Wochen und Monaten eigentlich bereits einen Sieg der jetzigen Opposition von CDU und FDP.
Und trotzdem heißt es in einem Interview der taz, dass Jürgen Rüttgers die Wahl noch nicht gewonnen hat, da besonders die medienwirksam eingesetzte Kapitalismuskritik und die Person Peer Steinbrück dazu beitragen könnten, besonders die SPD-Wähler noch zu motivieren (vgl. taz). Und am Ende könnte, wie es bei Focus-Online heißt, Jürgen Rüttgers zum Titel des “Umfallers”, noch den des ewigen Verlierers gewinnen. Alles hängt auch und vor allem von der Wahlbeteiligung ab. Wer jetzt wählen geht, kann hinterher auch Kritik üben. 🙂 Also, auf in den Kampf mit dem Kreuzchen.
One reply on “Vorhang auf für die schlechten Verlierer”
Also das TV- Duell habe ich nicht gesehen, aber diese ganze Sache ist doch eh ein Witz. Die ganze Wahlwerbung ist in meinen Augen schon immer ein Witz gewesen. Doch schlimmer ist es, dass viele Wähler von solchen inszenierten Dingen sich in Ihrer Wahl beeinflussen lassen. Die Politiker nehmen diese Umfragen und TV – Duelle doch nur so ernst, weil Sie wissen, dass sie auf diese Weise noch enorm viele Stimmen abgrasen können. Da ist es doch klar, dass man eine Niederlage durch so ein Spektakel noch für sich selber nutzen will. Politik steht bei Wahlen nicht an erster Stelle, die dazugehörigen Köpfe gewinnen die Wahl. Ich habe meine Stimme bereits per Briefwahl abgegeben, denn am 22. Mai bin ich in Holland, somit erspare ich mir diesen Medienrummel und die Schlammschacht. Ich schau mir das ganze in Ruhe an und werde mich abwechselnd darüber belustigen und aufregen…… wo sind meine Bluthochdrucktabletten ???? In diesem Sinne