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Herkunft, sowie Schul- und Studienzeit Marxens

Karl Marx war kein Dichter, aber ein Denker, ein großer Denker unserer Zeit. Zur erörternden Lektüre für eine Hausarbeit über Brechts episches Theater, gönne ich mir die Zeit und lese eine Taschenbuch von Iring Fletscher mit dem Titel Marx. Bislang ist mir nur wenig von Marx bekannt, außer dem Titel seines Hauptwerks Das Kapital, so wie einigen theoretischen Begriffen wie Überbau ist mir nicht viel mehr bekannt. Ich hoffe dies mit der Lektüre dieses Buches ein wenig zu verändern. Die unmittelbar folgenden Gedanken stammen aus der Einleitung und dem ersten Kapitel des Buches. Mitunter sind die einzelnen Kapitel nicht sehr lang, weshalb ich nicht unbedingt nach der Lektüre jedes einzelnen von ihnen eine Zusammenfassung anstrebe, vielmehr mache ich es davon abhängig, inwieweit ich die einzelnen Kapitel vielleicht unter einer Überschrift subsummieren könnte, ob ich dann nicht mitunter mehrere Kapitel auf einmal referiere.

Wichtig zu bemerken sind vielleicht die Einschränkungen, die der Autor in der Einleitung macht, welche thematischen Bereiche aus dem Leben Marx’ er ausklammert. “In der vorliegenden Monographie wird der Schwerpunkt auf den frühen Marx und auf seine philosophischen und ökonomiekritischen Arbeiten gelegt” (S. 7). Doch damit noch nicht genug der Einschränkung, denn der Autor erwähnt dann weitere Aspekte aus dem Leben und Wirken Marx’, die einer tiefergehenden Auseinandersetzung bedürften, und indem er dies derart formuliert, deutet er bereits an, dass diese Aspekte in der uns vorliegenden Monographie ausgeklammert oder zumindest nicht derart detailliert geschildert werden. Dazu gehören u. a. auch das Wirken Marx’ als “Organisator und Agitator der Arbeiterbewegung”, sein “umfassende journalistische Tätigkeit” oder die in seinen Schriften vorhandenen warnenden Hinweise “vor der Naturzerstörung” (vgl. S. 8f.).

Zunächst referiert der Autor kurz über die Herkunft Marx’ und betont dabei zum einen besonders den “Übertritt [der Familie; AT] zum protestantischen Christentum” (S. 10), aber auch 3 zentrale Männerfiguren, die den jungen Marx in seinem Werden wohl maßgeblich beeinflusst haben. Zum einen ist dies sein Vater, zum anderen der Vater seiner Verlobten und sein späterer Schwiegervater Ludwig von Westphalen, sowie der “demokratisch gesinnte[] Rektor” Marx’ Schule und sein Lehrer “in Geschichte, Deutsch und vermutlich auch Religion”, Hugo Wyttenbach (vgl. S. 11). Alle drei ermöglichten Marx eine, zu der damaligen Zeit passende, aufgeklärte Sozialisation. “Marx war ein guter, wenn auch kein überragender Schüler” (ebd.), schreibt der Autor und betont aber zugleich, dass die Anforderungen an Marx’ Schule enorm hoch waren. “Kein Zweifel, dieses Gymnasium verlangte von seinen Abiturienten weit mehr, als heute üblich ist” (S. 12). Die Liebe und die Verlobung mit “der bildschönen Jenny von Westphalen […] stieß naturgemäß – angesichts der unterschiedlichen sozialen Stellung und Herkunft – auf erhebliche Schwierigkeiten” (S. 13). Der Autor stellt dann den Anschluss zum nächsten Kapitel her, indem er auf das Studium Marx’ der Rechtswissenschaften verweist und sogar den Grad der Zuneigung Marx’ zu diesem Studium in Frage stellt. “Jedenfalls nahm er zunächst das vom Vater gewünschte Studium in Bonn auf” (ebd.).

Die Zeit in Bonn verbummelt Marx, die zwei Semester haben “Karl Marx nur wenig wissenschaftliche Anregungen vermittelt. […] Die einzigen Vorlesungen, die ihm offenbar Eindrück gemacht haben, waren die von A. W. Schlegel über Homer und die Elegien des Properz” (S. 14). Marx ist selbst mit der Situation unzufrieden und wechselt 1836 an die Universität nach Berlin, um dort “ernsthaft” Jura zu studieren (vgl. ebd.). Die Arbeiten, die im Laufe der Zeit entstehen und später auch seine Dissertation, kennzeichnet vor allem ein theologischer Kontext. In Berlin wird Marx zudem recht “bald in den Kreis der Berliner Junghegelianer aufgenommen” und er fand dort “in Adolph Rutenberg, Karl Friedrich Köppen und vor allem in dem Theologen und Philosophen Bruno Bauer wichtige Freunde” (S. 15). Marx unterstützt Bauer bei der Arbeit an dessen Buch Die Posaune des jüngsten Gerichts über Hegel den Atheisten und Antichristen – Ein Ultimatum. Das Buch stellt einen revolutionären Versuch dar, mit Hilfe von Hegels Gedankengut den Kampf um die öffentliche Meinung für sich zu gestalten (vgl. S. 15f.). Erstaunlich finde ich folgendes Zitat aus dem Buch Bauers, dass Fetscher zitiert:

“Das ist nach Hegel die Versöhnung der Vernunft mit der Religion, daß man einsieht, es gebe keinen Gott und das Ich habe es in der Religion immer nur mit sicht zu tun, während es religiös meint, es habe es mit einem lebendigen, persönlichen Gott zu tun” (Posaune: S. 148, zit. nach Fetscher: S. 16).

Es ist dies die Annahme, dass das Individuum und sein Bewusstsein die einzig transzendentalen Erscheinungen im Leben eines Menschen seien. Die Anwesenheit von Gott oder einer anderen transzendentalen Erscheinung, die religösen Zwecken untertänig gemacht wird, wird geleugnet. Ein doch recht klar formulierter Standpunkt. Am Ende mag jedoch jeder für sich entscheiden, welchen Position er zu sich selbst und zu einem etwaigen Glauben (etw. Transzendentalem) einnimmt. Wichtiger, als ein bestimmter Glaube ist vielleicht der Glaube überhaupt. Dies hat der kürzlich verschiedene Karel Wojtila ähnlich gesehen, versuchte er doch, die großen Religionen in einen Diskurs zu verwickeln. Auch in seiner Dissertation beschäftigt sich Marx mit Themen, die dem religiösen Feld entspringen, wie Bourdieu es vielleicht sagen würde. Marx stellt dort “die epikureische Naturphilosophie als theistische und aufgeklärte Theorie vor. Besonders für Marxens Auffassung von der Hinnahme der eigenen Endlichkeit und der vernünftigen ‘Gelassenheit’ gegenüber dem Tod” (S. 17). Letzteres muss in der Vorstellung eine recht entspannte Haltung gegenüber dem Leben bedeuten. Sowohl die Theologie als auch die Gedanken antiker Autoren werden Marx noch eine lange Zeit begleiten. An dieser Stelle mache ich jedoch zunächst einen Einschnitt in meinen Ausführungen und werde zu gegebener Zeit damit fortfahren.

Fetscher, Iring, 1999: Marx. Originalausgabe, Freiburg u. a.: Herder

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