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Pro 7 ignorierte Tod des Papstes – na und?

Der Mediennachrichtendienst DWDL kommentiert das Verhalten des Fernsehsenders Pro 7 zum Zeitpunkt des Todes von Papst Johannes Paul II (vgl. dazu den entsprechenden Artikel auf DWDL.de). Der Autor selbst diskutiert hier die Frage, ob und warum es nicht korrekt von Pro 7 gewesen sein sollte, den Spielfilm Stirb langsam weiter zu senden, als längst alle großen Sender ihr reguläres Programm unterbrochen hatten und vom Tod des Papstes berichteten. So sehr der Autor auch versucht seine Äußerungen kontrovers erscheinen zu lassen, seine eigene Intention ist klar erkennbar. Er selbst ist der Meinung, dass Pro 7 damit einen Fehler, wenn nicht sogar einen Tabubruch, begangen hat. Via Leserbrief habe ich bereits dem entsprechenden Autor meine Meinung kund getan, möchte aber, ob der Aktualität des Themas, an dieser Stelle noch einmal dazu äußern. Der verantwortliche Redakteur bei DWDL.de, T. L. wirft dem Sender Pro 7, der “erst vor einem halben Jahr eine Informationsoffensive gestartet hatte”, schlecht vorbereitet gewesen zu sein (vgl. ebd.).

Es folgt folgende treffende Beschreibung – auch wenn ich selbst das Programm von Pro 7 an dem Abend nicht verfolgt habe, respektive gar kein Fernsehen geguckt habe, da ich mitten in Prüfungsvorbereitungen steckte:

“Wer am Abend ProSieben verfolgte, erfuhr vom Ableben des Heiligen Vaters nichts. Der dritterfolgreichste deutsche Privatsender sendete ohne Hinweis sein Spielfilmprogramm und ignorierte das Geschehen in Rom vollständig” (ebd.)

– so weit korrekt. Bisher also der berechtigte Einwand, Pro 7 hätte seine ehedem versprochene Informationsoffensive in diesem Punkt selbst unterlaufen. Alle weiteren Einwürfe seitens des Autors T. L. entbehren meiner Ansicht nach jedoch jedweder Grundlage. So verweist dieser auf kleiner Sender, die es z. T. mit kurzen Einblendungen und Informationssendungen auch geschafft hätten, ihre Zuschauer vom Ableben des Papstes zu unterrichten. Der Zuschauer von Pro 7 wird, wenn er denn bis dorthin uninformiert geblieben war, spätestens am nächsten Tag damit konfrontiert worden sein, auf allen übrigen Sendern, auf Pro 7 selbst. Der Tod des Papstes ist mit Sicherheit traurig, und doch wird hier von dem entsprechenden Redakteur unterstellt, dass Pro 7 etwas hätte tun/senden müssen. Also bitte, wer möchte das denn entscheiden, wenn nicht die verantwortlichen Programmchefs? Wir haben es beim Tod von Lady Di gesehen, bei der Flutkatastrophe und beim 11. September. Vielleicht ist die Geschäftsleitung von Pro 7 auch einfach nur nicht gläubig und hat kein Problem damit, von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung gebrauch zu machen. Ich persönlich finde es okay, wenn Sender vom Tod des Papstes berichten, aber sich darüber zu beschweren, dass ein Sender von vielen, dies nicht getan hat, ist in meinen Augen überzogen. Bleibt die Frage, ob das Medienmagazin von über 1000 frei empfangbaren Programmen, die mittlerweile per digitalem Satellitenempfang in die Wohnzimmer dringen können, ihren Überblick nicht maßlos überschätzt haben und von einer geringen Zahl Sender auf eine Vielzahl anderer schließt. Weiter heißt es dann:

“Zweifellos ist der Tod von Papst Johannes Paul II. nicht für alle Menschen von gleicher Bedeutung und gerade bei der jungen ProSieben-Zielgruppe nicht von so hoher Bedeutung wie beim Klientel der öffentlich-rechtlichen Sender. Dennoch ist der Papst durch sein gesellschaftliches und politisches Wirken unabhängig vom Glauben eine Person von Welt” (ebd.).

Richtig ist die Feststellung, dass Pro 7 sich selbst damit eigentlich nur einen Gefallen getan hat, angesichts ihrer Zielgruppe. Richtig ist auch, dass der Papst eine Person von Welt ist. Aber, dass Pro 7 erst am nächsten Tag über dessen Tod berichtete stellt – glaube ich – die Integrität der Person von Welt, Karel Wojtila, nicht in Frage. Man kann es auch übertreiben, meine Herren von DWDL. Die Zuschauer von Pro 7 werden sich wohl kaum beschweren, nicht relativ zeitnah vom Tod des Papstes erfahren zu haben und Pro 7 muss mit größter Wahrscheinlichkeit auch mit keinen Klagen von Pro 7-guckenden DWDL Redakteuren rechnen, oder, meine Herren? Ich würde auch Damen sagen, wenn ich wüsste, dass dort auch Damen beschäftigt sind.

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